Am Montag, den 24. Oktober brechen in Giengen neue Zeiten in Sachen Fiber-to-the-home an: Die Stadt Giengen schließt einen Kooperationsvertrag mit der BBV Deutschland, der eine privatwirtschaftliche Versorgung mit Glasfaser für das gesamte Stadtgebiet umfasst. Anvisiert ist hierbei eine Fertigstellung bis Ende 2024. Damit sind die Tage der teils wenig zufriedenstellenden Breitbandversorgung gezählt. Glasfaser arbeitet mit Lichtwellenleitern und bildet ein extrem schnelles, beständiges, für Störungen unempfindliches und zukunftssicheres Netz!

Gute Vorlage durch die Stadt
Ein Blick zurück: Vor zehn Jahren hatte die Stadt Giengen das Thema Breitbandausbau in Angriff genommen und zunächst eine Planung für POP-Standorte, Leerrohrverbünde und Hausanschlüsse erstellt. In Folge verlegten die Stadtwerke bei passenden Tiefbauarbeiten – Straßensanierungen bzw. die Verlegung von Gas-, Wasser- oder Stromleitungen – Leerrohre für den Ausbau mit Glasfaser. „Die kommen nun endlich in Wert“, betonte der Oberbürgermeister. „Zur Realisierung des Netzes brauchen wir Leitungen in fast allen Straßen.“ Wo das nicht möglich sei – auf etwa zwei Prozent der Fläche – finde die Stadt Lösungen für einen Anschluss, aller Voraussicht nach über ein gefördertes sogenanntes Deckungslückenmodell.

DiG[i]Komm baut im Ried und in Hohenmemmingen weiter aus
„Der Glasfaserausbau war stets unser oberstes Ziel. Wir hätten gerne schon früher im gesamten Stadtgebiet zügig ausgebaut. Um das Marktgefüge nicht zu beeinträchtigen, dürfen wir als Kommune das jedoch nur in sogenannten ‚Weißen Flecken’ mit einer Versorgung von unter 30 Mbit/s“, so OB Dieter Henle. „Die Weiße-Flecken-Förderung brachte dann die Chance und finanzielle Unterstützung, um aktiv zu werden.“ Seit diesem Jahr baut die städtische Dienstleistungsgesellschaft DiG[i]Komm nun in den „Weißen Flecken“ im Ried und in Hohenmemmingen aus. Die Förderquote beträgt 90 Prozent, den Betrieb der Netze übernimmt später die NetCom BW. Sachsenhausen ist bereits komplett versorgt.

Markterkundungsverfahren ruft BBV auf den Plan
Für die Fördermaßnahme in den „Grauen Flecken“ (Versorgung < 100 Mbit/s) fand ein Markterkundungsverfahren gemeinsam mit weiteren Kommunen im Landkreis über das Landratsamt Heidenheim statt. Mit der BBV Deutschland sagte dabei ein Privatanbieter den verbindlichen eigenwirtschaftlichen Breitbandausbau im gesamten Stadtgebiet Giengen inklusive der Teilorte per Glasfasernetz bis Ende 2024 zu. „Wir investieren in Giengen ca. 25 Mio. Euro“, so BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek.

Nachhaltige Nutzung vorhandener Ressourcen
Die BBV baut das neue Open-Access-Glasfasernetz. Beim Ausbau kommt nicht das sogenannte „Trenching“, sondern Tiefbau zum Einsatz. Das Unternehmen wird im Vorfeld alle bereits vorhandene Infrastrukturen und Leerrohrbestände analysieren und prüfen, inwieweit sich diese optimal in die Planungen und den Ausbau integrieren lassen. Dabei arbeitet die BBV eng mit der DiG[i]Komm zusammen. „Diese Kooperation ist für uns die Chance für eine schnelle Versorgung des gesamten Stadtgebietes mit Breitband“, kommentierte BM Alexander Fuchs. „Das für eine öffentliche Förderung nötige ‚Marktversagen’ greift in diesem Moment nicht mehr. Förderanträge werden nicht mehr genehmigt, wir ändern die Ausbaustrategie hin zu einer komplett privatwirtschaftlichen Variante.“

Viele Vorteile für die Bürger*innen
Mit dem Kooperationsvertrag verbinden sich mehrere Vorteile: Der Ausbau geht wesentlich schneller voran, ohne weitere Kosten für die Kommune. Gute Nachrichten hatte der BBV-Geschäftsführer auch für die Bürger*innen. „Sie profitieren von günstigen Tarifen und – während der ersten Vorvermarktung –  von einem kostenlosen Hausanschluss im Wert von etwa 2.600 Euro“, so der BBV-Geschäftsführer. Lediglich 100 Euro Aktivierungsgebühr würden fällig. „Dazu kommt eine sehr kundenfreundliche Kündigungsfrist von nur einem Monat; die Nutzer*innen sind in der Wahl ihres Telekommunikationsunternehmens frei! Die Vorvermarktung beginnt im Januar 2023 und dauert etwa drei bis sechs Monate, der Baubeginn mit Spatenstich erfolgt spätestens im 4. Quartal 2023, die Ausbauzeit beträgt 15 bis 18 Monate, wenn uns nicht unvorhersehbare Ereignisse und die geopolitische Lage einen Streich spielen“, so Maschek weiter. „6.130 Gebäude mit ca. 11.500 Wohnungen sind anzuschließen“, so der Bürgermeister. „Dabei gibt es keine ‚Rosinenpickerei’: Die BBV erarbeitet im Moment ein Bürgerinformationssystem, das zeigt, wann wo im Stadtgebiet ausgebaut werden soll.“ OB Dieter Henle ergänzt: „Wir vermitteln derzeit auch ein Bürgerbüro der BBV in der Innenstadt, sodass sich die Einwohnerschaft aus erster Hand mit Ansprechpartner ab dem neuen Jahr persönlich beraten lassen können – auch während der Ausbauphase!“

Der Gemeinderat hatte der Kooperation mit der BBV in seiner Sitzung am 20.10.2022 einstimmig zugestimmt.

Spezialisiert auf Breitbandausbau in ländlichen Gebieten
Die BBV Deutschland mit Sitz in Dreieich (Rhein-Main-Gebiet) konzentriert sich als Betreiber von Breitband-Netzen und -Diensten seit Jahren auf den komplett eigenwirtschaftlichen, förderungsfreien Glasfaserausbau in ländlichen Gebieten. Die Finanzierung der Projekte läuft in enger Zusammenarbeit mit Finanzpartnern und namhaften Infrastrukturfonds. Der Einstieg des Investors Infracapital mündete in die Infrafibre Germany, welche die deutschen Glasfaseraktivitäten von Infracapital unter einem Dach bündelt. Für den Ausbau selbst sind regionale Tochterunternehmen der BBV zuständig. Die BBV-Holding unterstützt sie durch zentrale Serviceleistungen in Bezug auf Planung, Einkauf, Produkte und Technik. „Aktuell ist ein paralleler Ausbau in Giengen und Heidenheim vorgesehen“, ergänzte Manfred Maschek.

Unabhängig davon steht es weiteren Telekommunikationsunternehmen jederzeit frei, einen eigenwirtschaftlichen Ausbau einer Breitbandversorgung in Giengen zu tätigen.

Bild: Per Kooperationsvertrag besiegelten die Stadt Giengen und die BBV Deutschland den flächendeckenden Bereitbandausbau in Giengen – (v. l., vorne) BBV-Geschäftsführer Manfred Maschek, OB Dieter Henle und BM Alexander Fuchs; (im Bild, hi. stehend): Christof Gaugler (stv. DiG[i]Komm-Geschäftsführer) und Sabine Schweiger (BBV-Landeskoordinatorin Baden-Württemberg)

 

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