• BBV setzt auf das Stufenschleifverfahren
  • Alternative Verlegemethode mit Potenzial für Kommunen, speziell in ländlichen Räumen
  • Neue Technik ist seit 2023 in DIN-Norm verankert

Dahn/Dreieich, 04. September 2024. Der Glasfaserausbau stockt an vielen Orten in Deutschland. Neben den schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen ist es insbesondere ein Mangel an Tiefbaukapazitäten, der den Netzausbauplänen entgegensteht. Die Breitbandversorgung Deutschland GmbH BBV setzt in ihrem Ausbaugebiet im Dahner Felsenland das innovative Stufenschleifverfahren ein, um schneller voranzukommen.

Bei dem neuen Verfahren wird kein ganzer Graben für die Verlegung eines Glasfaserkabels ausgehoben, sondern nur ein schmaler Stufenschlitz in der Asphaltschicht mit einer Breite von 3 bis 11 Zentimetern und einer Tiefe von ca. 7 bis 11 Zentimetern. Im Gegensatz dazu ist ein Graben in konventioneller Bauweise ca. 60 bis 80 cm tief und 30 cm breit.

Diese minimalinvasive Methode hat zahlreiche Vorteile. Sie ermöglicht eine deutlich höhere Geschwindigkeit beim Ausbau, erklärt Konrad Matheis, COO der Fiber Europe, die das Verfahren entwickelt und patentiert hat. „Die Methode ist 7- bis 10 schneller als der konventionelle Bau,“, erklärt Matheis. Während herkömmlicher Bau ca. 60 – 80 Meter pro Tag schaffe, erreiche das Stufenschleifverfahren bis zu 600 Meter, im Idealfall mit großen Teams sogar 1.200 Meter pro Tag. Nach dem Aufschleifen folgt die Verlegung der Leerrohre und das Verfüllen des Schlitzes mit bitumenfreiem Asphaltmörtel. Es sind lediglich zwei Baumaschinen im Einsatz, eine Stufenschleifmaschine und eine Verlege- und Verfüllmaschine. „Eine Straße, in der wir verlegt haben, ist nach zwei Tagen wieder befahrbar“, erklärt Konrad Matheis. Dieser Vorteil ist dort besonders wirksam, wo wichtiger innerörtlicher Verkehr verläuft, zum Beispiel Buslinien, vor Schulen und öffentlichen Einrichtungen sowie in Industriegebieten und Einkaufsstraßen.

Der zweite große Vorteil liegt in der deutlich geringeren Belastung für die Anwohner und für die Umwelt. „Dadurch, dass wir deutlich weniger Material wie zum Beispiel Erdaushub bewegen müssen, entfällt ein Großteil des Baustellenverkehrs“, erklärt Konrad Matheis. An- und Abfahrten und die damit verbundenen Belastungen durch Lärm, Schmutz und Verkehr werden deutlich reduziert. Auch die klimaschädlichen CO2-Emissionen können durch dieses Verfahren um bis zu 90 Prozent gesenkt werden.

Die BBV setzt das neue Verfahren beim Glasfaserausbau in der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland in Rheinland-Pfalz ein. Die Gemeinde setzt sich aus 14 Ortsgemeinden sowie der Stadt Dahn zusammen, die sich über eine Fläche von rund 215 Quadratkilometern erstrecken. „Gerade in diesen ländlichen Regionen zeigen sich die Vorteile des Stufenschleifverfahrens besonders deutlich“, erklärt Jens Schwenker. Er ist Leiter Construction bei der BBV-Schwestergesellschaft Infrafibre Networks, die den Bau der Glasfaserinfrastrukturen verantwortet. „Es ermöglicht einen ökonomisch vertretbaren Ausbau auch dort, wo sonst nur die Ortskerne ausgebaut würden.“

Die BBV und ihr bayerisches Schwesterunternehmen LEONET bauen und betreiben Glasfaserinfrastruktur in ländlichen Regionen. Der Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg ist ein Leuchtturmprojekt für den Glasfaserausbau in der Fläche. Der Kreis ist mit einer Fläche von mehr als 1.100 Quadratkilometern einer der größten Landkreise in Baden-Württemberg, und mit 145.000 Einwohnerinnen und Einwohnern gleichzeitig besonders dünn besiedelt. Durch die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und der Breitbandversorgung Deutschland BBV wird der Landkreis eigenwirtschaftlich erschlossen. „Für solche großflächigen Ausbaugebiete ist das Stufenschleifverfahren sehr gut geeignet“, so Jens Schwenker.

Michael Zwick, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland erläutert den Nutzen der neuen Methode aus Sicht seiner Gemeinde: „Wir sehen, dass der Ausbau zügig vorankommt. Wir registrieren auch, dass die Belastung durch die Bauarbeiten sehr überschaubar ist, für uns eindeutig ein Qualitätsmerkmal.“

Das Stufenschleifverfahren entspricht den anerkannten Regeln der Technik und wurde zusammen mit anderen Verfahren zur Legung von Leerrohrinfrastrukturen und Glasfaserkabeln für Kommunikationsnetze in der DIN 18220 zugelassen und dokumentiert.  „Damit ist es im Regelausbau des Telekommunikationsgesetzes zugelassen“ betont Konrad Matheis. Jens Schwenker kündigt an: „Wir werden das Stufenschleifverfahren in weiteren Projekten einsetzen und aktiv dafür werben. Wir wollen die lokalen Entscheidungsträger gern überzeugen, dass mit dieser Methode Vorteile für alle Beteiligten verbunden sind. Von einem beschleunigten Glasfaserausbau profitieren alle in einer Gemeinde: Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Verwaltung. Auch für die ausbauenden Unternehmen werden Projekte damit leichter handhabbar. Nicht zuletzt profitiert die Umwelt.“

Fotos/Grafik: Fiber Europe/ BBV Deutschland, Abdruck honorarfrei